Parallel zum Betrieb einer eigenen Praxis – ab 1981 in Achim, später auch in Verden sowie zwischenzeitlich zwanzig Angestellten – kam Gisela Lemcke Lehraufträgen an der Bremer Universität nach, an die sie vom damals dort tätigen Prof. Dr. Gerhard Homburg berufen wurde.
Obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch gar nicht ganz am Ende ihrer Studien gewesen ist, hat Homburg ihren unkonventionellen Umgang mit sich immer wieder ähnelnden Problematiken gewürdigt und trat dafür ein, dass sie ihr Wissen an andere Studenten weitergeben konnte.
„Ich fange in den allermeisten Fällen bei null an“, sagt die erfahrene Pädagogin zu den Begegnungen mit ihren jungen Schützlingen, die oft schon eine lange Karriere als Nachhilfeschüler hinter sich haben.
„Auch intensive Einzelarbeit bewirkt nichts, wenn man die Ursache der Entwicklungsverzögerung nicht kennt oder sie außer Acht lässt“.
Die Geschichte dahinter erforschen
So habe ich ganz bewusst ausgetretene Therapiepfade verlassen und vor jeder Behandlung die Geschichte meiner anvertrauten Kids erforscht und beleuchtet. Ich vergleiche die anfangs zu nehmenden Hürden mit einer Blockade im Gehirn, die zunächst gelöst werden muss, bevor mit der Vermittlung von Wissen begonnen werden kann. Das Spiel mit meinen Hunden, zwei sehr entspannten Stubentigern, und nicht zuletzt die Islandpferde auf der Weide tragen in hohem Maße dazu bei, mir einen Blick in die Seelen der Vor- und Grundschüler zu ermöglichen.
Über Umwege zur Berufung
Irgendwann habe ich mich an die Probleme meines kleinen Bruders erinnert, der trotz vorhandener Intelligenz nicht in der Lage war, im Grundschulalter Lesen und Schreiben zu lernen. Das hat dazu geführt, dass ich den bis dahin beschrittenen Weg der Gewerbelehrerin verlassen habe und mich dem Studium der Behindertenpädagogik zugewandt habe. Ich war seinerzeit dabei – als Nachhilfelehrerin – immer wieder versucht, meinem Bruder einzutrichtern, was er nach einem schweren Unfall nicht mehr erlernen konnte. Lernen und Sprache habe ich daher in den Fokus meiner künftigen Ausbildung gestellt und dabei schnell gemerkt, dass nur die – Ursachenforschung – zum Lernerfolg führen kann.
Leidenschaft bei den Kids
Um die Lernbereitschaft der Mädchen und Jungen zu aktivieren, habe ich vielfältiges Lernmaterial entwickelt. Zum einen weckt es den Spieltrieb, zum anderen regt es zum Denken an und zur Entwicklung eines gewissen Ehrgeizes, der beim Erreichen gesteckter Ziele natürlich hilfreich ist. Dabei liegt der Fokus der Übungen immer auf einem konkreten Lernschwerpunkt: Gleichklingende Wörter, lange und kurze Vokale, S-Laute, unregelmäßige Verben sowie die Raumlage der Zahlen und Buchstaben.
Viele Schüler sind geschickt im Verbergen ihrer Lese- Rechtschreibschwäche, sie waren auch bereit Texte auswendig zu lernen und Verschleierungstaktiken anzuwenden um ihre Defizite zu verbergen.
Räumliche Wahrnehmung
Als Ursache für teilweise massive Lernstörungen diagnostiziere ich häufig ein nicht Vorhandensein räumlicher Wahrnehmung. Ein Punkt links oben zum Beispiel kann nicht gesetzt werden, und so manches Kind versucht, von rechts nach links zu lesen.
Neben außergewöhnlichen Lebenswegen, kommt erschwerend hinzu, dass sich die Situation sowohl in vielen Elternhäusern durch die Berufstätigkeit als auch in den Schulen durch Reformen seit Jahren grundlegend verändert hat.
Gründung des VERLAGES
2011, nachdem ich einen Schützling – damals 8 Jahre alt – zu neuen Erfolgen angestiftet habe, gründete ich auf Anregung ihrer Mama – gemeinsam mit meinem Sohn Barnim, damals kreativ im Architekturstudium tätig – den VERLAG mamagei. Zuerst führten wir Umsetzungsgesprächen mit Lernmittelverlagen in Deutschland und der Schweiz, veröffentlichten jedoch schlussendlich tatkräftig in Eigenregie in dem VERLAG mamagei unsere Lernbausteine, die sich besonders an Eltern richten sollen. Die aktuellen Publikationen des Lernmodells sind in sechs verschiedenen Bausteinen erhältlich. Alle Bausteine sind auch zusammen als Lernstudio zusammengefasst, welches aufgrund des Umfanges vor allem für therapeutische Praxen interessant ist. Die Käufer kommen dabei aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Vieles ist machbar, weiß Gisela Lemcke aus Erfahrung, die heute in Fischerhude lebt und leidenschaftlich eine kleine Praxis führt. In der „Entwicklungsabteilung“ ihrer Lernmittelmanufaktur werden im Prinzip tagesaktuell mit neuen Ideen für neue Bausteine gearbeitet. Geduld und die konsequente Begleitung ihrer Arbeit durch die Eltern seien unerlässlich für schnelle Erfolge und führten dann über 40 Jahre hinweg betrachtet fast immer zum Erfolg sowie besseren Schulnoten.
Wir danken an dieser Stelle Gisela Enders sehr herzlich für Ihren Artikel zur Person Gisela Lemcke.